Geschichte zum Verein
Aufbau der Hütte um 1950
Vorwort des Ehrenpräsidenten anlässlich des 50 Jahre Jubiläums anno 1988
50 Jahre Naturfreunde Gwatt: Es würde in unseren eigenen Vereinsreihen wohl kaum verstanden, wenn wir uns nicht entschlossen hätten, anlässlich einer einfachen und bescheidenen Jubiläumsfeier Rückschau auf dieses vergangene halbe Jahrhundert zu halten.
Der Entschluss einiger Kameraden von Gwatt, Amsoldingen und Umgebung, im Jahre 1938 einen Verein für sportliche Betätigung, Verbringung der kargen Freizeit in Freundschaft und im Erleben der Natur zu gründen, war eine mutige Tat. Recht schwierig und oft enttäuschend erwiesen sich die ersten Lebensjahre des jungen Vereins. Die Kriegsjahre 1939-1945 brachten viele Probleme in folge oft monatelanger Abwesenheit eines Teils der Mitglieder im Dienste für das Vaterland. Die Nachkriegszeit war für den Verein eine Epoche der Erholung und Stärkung.
Die Schaffung eines eigenen Hauses im „Wydacher“ ob Bächlen/Oey Diemtigen in den 50er Jahren war ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Naturfreunde Gwatt. In den vielen Tagen und Stunden Fronarbeit entstand schliesslich ein Werk, das später ständige Erneuerungen und Verbesserungen erfuhr. Auch heute noch dürfen wir auf diesen unsern Besitz stolz sein, der beiträgt, die Kameradschaft untereinander zu heben und pflegen.
Hüttenbau
Unbefriedigende Umstände mit dem Mieten von Sennhütten zur Winterszeit in den Jahren 1938—1949 im Gebiete Simmental und Kandertal liess den Gedanken an eine eigene Hütte aufkommen.
Zugunsten eines allfälligen Barackenkaufs wurde laut Protokoll vom 04.11.1949 ein spezielles Sparheft eröffnet, dem auch das Jassgeld der Hüttenkasse zukommen sollte.
Am 05.05.1950 wurde eine fünfköpfige Baukommission gebildet und am 02.06.1950 konnte deren Präsident Alfred Feller der Versammlung folgendes bekannt geben:
„Die FW.Kp 16 besitzt eine Militärbaracke unterhalb des Kanderfirns im Gasterental, welche käuflich zu erwerben wäre, falls genügend Interesse bei unseren Mitgliedern vorhanden sei. Die Baracke müsse abgebrochen, abtransportiert und der Standort gründlich gereinigt werden. Die Baracke könne in eine Ski– und Berghütte umgebaut werden, und solle zur Ausbildung unserer jungen Mitglieder am Berg und im Skilauf dienen, zur Ertüchtigung unserer Jünglinge im Interesse unserer Wehrbereitschaft, zum Schutze unseres Vaterlandes.“
Dies war die Stunde der Geburt unserer eigenen Hütte. Die Wehen hierzu sollten sich erst später, dafür aber recht kräftig bemerkbar machen.
Ein Ausschuss von vier Mann hat obgenannte Baracke am Kanderfirn besichtigt, die Abtransportmöglichkeit geprüft und ist zum Schluss gekommen, das Objekt zu erwerben. Preislage Fr.150.– bis Fr.200.-, eventuell etwas günstiger, falls uns das Kdo. Der FW.Kp 16 gut gesinnt wäre. Dem Antrag auf Ankauf der Baracke wurde einhellig zugestimmt.
Bereits am 14.06.1950 sollte mit dem Abbruch der Baracke begonnen werden und für diese Arbeiten stellten sich mehrere Mitglieder zur Verfügung und opferten hierzu freiwillig Ferientage.
Am 08./09.07.1950 besorgen 21 Naturfreunde und weitere Helfer den Abtransport der zerlegten Elemente auf dem Rücken vom Standort auf rund 2‘000m über Meer nach Heimritz, rund 400m tiefer gelegen. In Etappen wurden die Lasten zu Tale getragen, um sich dann beim Wiederaufstieg zu erholen. Unvergesslich bleiben hierfür die heissen Hochsommertage.
Der Weitertransport erfolgte mit Landwirtschaftsfahrzeug nach Kandersteg und von dort mit Camion nach Gwatt. In Schoren wurden die Bauteile bis auf weiteres eingelagert.
Zur Finanzierung des Bauvorhabens wurde vom Verein am 04.08. die Ausgabe von 200 Anteilscheinen, lautend auf 20.– beschlossen und ein Kredit von Fr. 1‘500.– zwecks Ankauf von Bauland genehmigt. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück war recht mühsehlig.
Ausserordentliche Hauptversammlung am 11.01.1951: Mit 22 Stimmen bei 3 Enthaltungen wird dem Kauf einer Parzelle „Jungen“ im Halte von ca. 418m² für Fr.2‘000.– zugestimmt, ebenso ein Dienstbarkeitsvertrag betreffend Wasser genehmigt.
Die Vorarbeiten für einen Hüttenbau wurden in Angriff genommen und die verschiedenen Facharbeiten entsprechend geschulten Mitgliedern zugewiesen. Als erstes erfolgte die Wasserfassung und –zuleitung. Alsdann wurden die Aushubarbeiten in Angriff genommen. Dank grossem Einsatz der Mitglieder in ihrer Freizeit an Wochenenden und unter Aufopferung von Ferien, konnte in den Tagen des 08., 09. und 10.Juni 1951 die Hütte aufgerichtet und unter Dach gebracht werden. Noch hatten der Innenausbau und die Umgebungsarbeiten zu erfolgen.
Ein Teilgebiet war aber erreicht, wenn auch oft unter recht schwierigen Umständen. Um den finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können, stellten einzelne Mitglieder beträchtliche eigene Mittel zur Verfügung. Wesentlich teurer als ursprünglich angenommen schien der Hüttenbau zu werden.
Die Landesleitung rügt unser eigenständiges Vorgehen und versagte uns eine Subvention. Sie wünscht ein nachträgliches Gesuch um Erteilung einer Baubewilligung.
Bei der Spar– und Leihkasse Steffisburg konnte eine Hypothek errichtet werden und die grossen finanziellen Engpässe waren vorbei. Ausgegebene Anteilscheine konnten auf Wunsch wiederum eingelöst werden.
Dies ist die etwas ausführlich gewordene Geschichte unseres Hüttenbaus. Verschiedene Ansichten führten oft zu Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen, die selbst zu Austritten aus dem Verein führten. Doch überwogen bestimmt die vielen gemütlichen und schönen Stunden, deren wir trotz harter Arbeit und viel Schweissvergiessen gerne erinnern. Auch manche gute und bleibende Kameradschaft ist hier entstanden.
Möge das Gemeinwerk dieser teils ehemaligen und teils heute noch aktiven Naturfreundinnen und Naturfreunde unter einem guten Stern fortbestehen.
Hans Küng
(Ehrenpräsident im Auftrag zur Festschrift anlässlich des 50 Jahre Jubiläums am 24.09.1988)